Angkor Wat.
Verlorene Stadt im Dschungel.
Die
rund 400 Quadratkilometer große Tempelanlage, nach einem der
dazugehörigen Tempel kurzerhand
Angkor Wat genannt,
gilt als größter religiöser Komplex der Welt. Ein Superlativ für die
Ewigkeit. Nirgendwo sonst schufen Menschen ihren Göttern so viele
aufwändige Monumente auf so engem Raum wie hier. Und doch blieb der
Ort jahrhundertelang verborgen und nahzu vergessen. Als 1860 der
französische Forschungsreisende Henry Mahout durch den Dschungel
nahe
Siam Reap streifte und zufällig auf
gigantische Ruinen, Tempel und andere Bauwerke stieß, wusste niemand
ihre historische Bedeutung einzuschätzen. Es muss ein verwunschener
Anblick gewesen sein, der sich dem verblüfften Entdecker
bot.
Besonders eindrucksvoll nachvollziehbar am Tempel von
Ta
Prohm. Hier wurden nur die notwendigsten Ausbesserungen
vorgenommen. Fast so, als wäre er gerade erst dem Dschungel
entrissen worden, Viele andere Gebäude sind mittlerweile blitzblank
restauriert. Riesige Bäume krallen sich an Reliefwände, überwuchern
durcheinander gewürfelte Trümmerhaufen. Wurzeln der Würgfeigen
umklammern zahlreiche Statuen, wachsen in Gängen und Höfen. Nicht
unbedingt typisch für die Zeit des alten Angkor, wegen der
zauberhaften Stimmung aber äußerst anziehend und malerisch. Zwischen
dem 9. und 15. Jahrhundert entstanden nacheinander mehrere
Hauptstädte des Khmer-Reiches, die bis zu einer Millionen
Menschen beherbergten. Mehr als tausend Tempel zählt Angkor, dazu
ausgedehnte Bewässerungsanlagen und Bauten, deren Bedeutung noch
immer ungeklärt ist. Rätselhaft bleibt auch, warum diese prächtige
Metropole damals aufgegeben und die Hauptstadt nach Phnom Penh
verlegt wurde. War es
1431
die Besetzung der Thai, die allerdings bald wieder abzogen? Oder war
Angkor in all seiner Pracht einfach nur zu unübersichtlich und damit
unregierbar geworden? Immerhin sollen es samt Wohngebieten über
1.000 Quadratkilometer gewesen sein, was selbst Berlin in den
Schatten stellen würde. Überraschende Funde gibt es immer wieder. Im
Sommer 2013 entdeckte ein britisch-australisches Forschungsteam am
Rande Angkors eine weitere untergegangene Stadt, Mahendraparvata.
Vermutlich die Residenz des ersten Khmer-Königs Jayavarman II., der
dreihundert Jahre vor Angkors Aufstieg regierte. Zwar hatten
französische Wissenschaftler schon in den 1880-er Jahren danach
gesucht, aber erst der Einsatz moderner archäologischer Methoden (Lidar)
brachte den erhofften Erfolg. Bis das Gelände ausgegraben und
zugänglich gemacht worden ist, werden sicherlich noch Jahre
vergehen. Ein Grund für Wiederholer, sich dort später erneut auf
Spurensuche zu begeben. Es ist also gar nicht so abwegig ist, eine
Stadt zu verlieren.